Proteste gegen Naziaufmarsch

Berlin 6 Dezember 2008

Trotz (oder geraden wegen?) der verbotenen Gegenveranstaltungen kamen insgesamt rund 1500 Gegendemonstrant_innen nach Berlin-Lichtenberg um ein deutliches Zeichen gegen den rechtsextremen Aufmarsch zu setzen. Die Anlaufpunkte in der nähe des Neonazi-Auftaktortes waren gegen 11 Uhr bereits gut besucht: Während im Kulturhaus 300 Leute und im UJZ 500 Leute waren, gab es weiter nördlich im Kiez bereits erste Blockadeversuche auf der Route.
Als kurz nach 10 Uhr eine S-Bahn mit rund 250 Antifas in Karlshorst ankam, wurde versucht, den Bahnhof zu blockieren. Bereits hier ging die Bundespolizei brutal mit Schlagstöcken gegen die Leute vor und drängte sie südlich vom Bahnhof ab. Es gab mehrere Verletzte. Am Tierpark versuchten die Bullen größere Ansammlungen durch Platzverweise zu zerstreuen, scheiterten jedoch entgültig gegen 11:30 Uhr als 100 Leute eine erste Menschen- und Materialblockade an der Sewanstraße/Erieseestraße bildeten. Wenig später wuchs die Blockade auf 400 Leute an. Als sich die Nazis näherten, drohte die Polizei gegen die Blockierer mit „einfacher körperlicher Gewalt“ vorzugehen. Davon ließen sich diese aber nicht irritieren und beharrten auf ihrem Recht („Nazis blockieren ist unser Recht“).
Während die Nazis am U-Bahnhof Tierpark warten mussten, begann die Räumung der Blockade, die sich für die Polizei offenbar als schwieriger herausstellte als geplant. Mit teilweise äußerster Brutalität wurden die Menschen von der Straße gedrängt und z.T. in Gewahrsam genommen.
Bereits zu diesem Zeitpunkt wurden weiter westlich im Kiez Barrikaden aus Baumaterial auf der Sewanstraße errichtet und z.T. angezündet. Die Polizei meldete auch Angriffe auf ihre Fahrzeuge.

Festzustellen bleibt: Der Weitlingkiez war schon jetzt Antifa-Area und sollte es noch eine Weile bleiben. Die nächste größere Blockade wurde an der Ecke Sewanstraße/Volkradstraße gebildet. Hier stellten sich 600 Menschen den Nazis in den Weg. Auch hier stellte die Polizei wieder Ultimaten und drohte mit Gewalt und Wasserwerfer. Auch in diesem Fall liessen sich die Leute nicht einschüchtern und blieben auf der Straße. In der ersten Reihe stand die Bezirksbürgermeistern Christina Emmrich (Linke). Sie wird, wie die meisten Blockierer im vorderen Bereich nach einer Stunde durch die Polizei von der Straße geräumt und festgenommen.
Auch diesmal geht die Berliner Polizei mit übermäßiger Härte gegen die Menschen vor und sorgt somit für eine Eskalation der Situation, dessen Kontrolle sie nunmehr vollends verliert: Als sich die Gegendemonstranten gegen das brutale Vorgehen zur Wehr setzen, geht die Polizei mit Wasserwerfern gegen die Antifas vor. Diese beginnen in der Sewanstraße mit Barrikadenbau und werden dabei von den Wasserwerfern bis zur Weitlingstraße gejagt. Ab diesem Punkt strömen die Menschen nördlich in den Kiez Richtung Nazis. Hinter sich machen sie die Straßen mit teilweise brennenden Barrikaden dicht um die Verfolger im Wasserwerfer loszuwerden.

Aufgrund dieser Szenarien entscheidet die Polizeiführung den Aufmarsch abzukürzen und umzuleiten. Die Nazis sollen jetzt nur noch sicher zum Bahnhof Friedrichsfelde Ost eskortiert werden. Auch das gelingt ihnen nicht: Größere Gruppen Antifas schaffen es bereits an der Volkradstraße direkt an den Naziaufmarsch heran und attackieren diesen mit diversen Wurfgeschossen.
Die Polizei kann zu diesem Zeitpunkt nichts an der Lage ändern und zieht mit den Nazis so schnell wie möglich Richtung Norden. An der Ecke Alt Friedrichsfelde / Am Tierpark gelingt es ihr Einheiten zu sammeln und die Gegendemonstranten von den Nazis abzudrängen. Auf der Kreuzung halten die Nazis gegen 17 Uhr ihre Abschlusskundgebung ab. Rund 20 Minuten vorher startete am Bahnhof Lichtenberg eine Antifa-Demo mit knapp 250 Leuten, u.A. vorbei an der Nazikneipe „Jägerheim“, die im Verlauf des Tages mehrfach mit Steinen und Flaschen
angegriffen worden war.

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