Anschläge auf Häuser von zwei Senatoren

Hamburg 7 Oktober 2009

Mehrere Täter haben in der Nacht zum Mittwoch Anschläge auf die Privatwohnungen von Innensenator Christoph Ahlhaus und Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach (beide CDU) verübt. Es flogen Steine und Farbflaschen. Das Auto eines Unbeteiligten wurde angesteckt. Die Angriffe waren offenbar koordiniert. Erstmals konnte die Polizei nach einem derartigen Anschlag Verdächtige festnehmen. Die Staatsschutzabteilung des Landeskriminalamtes ermittelt.

Um Punkt 3 Uhr hatten die Täter am Elbufer und in Wilhelmsburg zugeschlagen. An der Großen Elbstraße in Altona flogen mit weißer Farbe gefüllte Flaschen gegen das Haus, in dem Innensenator Ahlhaus wohnt. Die Täter arbeiteten in zwei Teams. Eines davon zündete einen auf dem gegenüber liegenden Parkstreifen abgestellten BMW-Geländewagen an. Das Fahrzeug gehört allerdings nicht dem Senator, sondern ist auf eine Firma zugelassen. An der Straße Möhlsteenpadd schreckte fast zeitgleich Wissenschaftssenatorin Gundelach aus dem Schlaf. Bei ihr schleuderten die Täter Steine gegen ein Fenster ihres Niedrigenergiehauses. Eine Scheibe zersplitterte.

Während es im Zusammenhang mit dem Anschlag auf Gundelach keine Hinweise auf die Täter gibt, konnte die Polizei zwei der mindestens vier an dem Anschlag auf das Wohnhaus von Ahlhaus beteiligten Täter stellen. Es handelt sich um einen 20 Jahre alten Arbeitslosen aus Hamburg und einen 24-jährigen Studenten aus Lüneburg. Beide waren nach der Tat über die De-Voss-Straße geflüchtet. Die Polizei, die wegen der zahlreichen Autobrände der letzten Wochen verstärkt Streife fährt, entdeckte beide an der Neuen Großen Bergstraße. Nach kurzer Verfolgungsjagd wurden die Männer an der Max-Brauer-Allee gestellt. Bei dem Jüngeren fanden die Beamten mehrere Farbsprühflaschen im Rucksack. Beide hatten außerdem weiße Farbe an den Händen. In ihrer Vernehmung bei der Staatsschutzabteilung machten die Festgenommenen keine Aussage. Die Polizei musste später die beiden Männer mangels Haftgründen wieder auf freien Fuß setzen. Gegen sie wird jetzt wegen Brandstiftung und Sachbeschädigung ermittelt.

„Natürlich ist so ein Anschlag belastend – wie für jeden anderen Menschen auch, dem so etwas passiert“, sagte Ahlhaus. „Von solchen feigen Taten lasse ich mich aber in meiner politischen Arbeit nicht beirren und schon gar nicht einschüchtern.“ Er hatte die Tat zunächst selbst gar nicht bemerkt – bis Polizisten an seiner Tür klingelten, um ihn zu informieren.

Auch Gundelach gab sich einigermaßen gefasst. „Ich fühle mich getroffen, das ist wirklich nicht schön. Dadurch lasse ich mich aber nicht aus der Ruhe bringen“, sagte Gundelach WELT ONLINE. „Zu den Hintergründen setze ich auf die Ermittlungen der Polizei.“

Die Wissenschaftssenatorin war gegen drei Uhr morgens aus dem Schlaf gerissen worden. Sie hatte Geräusche gehört und glaubte, Einbrecher seien in ihr Haus eingedrungen – deshalb rief sie die Polizei. Dann zeigte sich aber, dass Steine gegen ihr Fenster geworfen worden waren. Das Glas war gesplittert, aber nicht gebrochen. Vor allem bedauere sie, dass sie um ihren Schlaf gebracht worden sei. Sie habe die Nacht aber dazu genutzt, um Akten zu studieren, so Gundelach.

Quelle: welt.de