Anfang dieser Woche waren im Stadtbild von Berlin gelbe Briefkästen zu oliv-grünen mutiert. In verschiedenen Berliner Stadtteilen wurde das neue Design der Deutschen Post bereits gesichtet. Mit einer Kundeninformation unterrichtet die DHL von ihren Zukunftsplänen als "Deutsche Heeres Logistik".
In diesem Frühjahr entscheidet das Bundesamt für Wehrtechnik über die bisher größte Privatisierung der Bundeswehr. Es geht um einen lukrativen Auftrag, der an ein ziviles Unternehmen gehen soll. Die DHL will diesen Auftrag und will damit als ziviler Dienstleister direkt von den Kriegseinsätzen der Bundeswehr profitieren.
Darüber sollte die Öffentlichkeit informiert sein, finden Kriegsgegner und tauften die Briefkästen um in oliv-grüne Feldpostkästen. Denn diese Privatisierung ist ein weiterer Schritt zur wachsenden Verschränkung militärischer und ziviler Interessen und zur Durchdringung des Alltags durch militaristische Logiken. Eine Entwicklung, die bei der NATO "comprehensive approach" (umfassender Ansatz) heißt und bedeutet, sich zivile Strukturen für militärische Zwecke anzueignen.
Warum DHL?
Das weltweit agierende Unternehmen (das zu 100% zur Deutschen Post World Net gehört) ist kurz davor, den attraktiven Auftrag an Land zu ziehen. Es ist der bislang größte Auftrag der deutschen Transportbranche und es ist das umfangreichste Privatisierungsprojekt der Bundeswehr. Da die Bundeswehr in Afghanistan Krieg führt, braucht sie logistische Unterstützung, die jetzt ein ziviles Unternehmen übernehmen soll. Beworben haben sich neben der DHL noch die Deutsche Bahn mit ihrem Transportunternehmen Schenker, die Dienstleistungsfirma Arvato (Bertelsmann) sowie ein mittelständisches Konsortium (Hellmann Logistics Bremen, EADS, Accenture). Konkret soll eine der Firmen Bundeswehrmaterial lagern und Kriegsgerät, Soldaten, Munition und Treibstoff transportieren. Im Klartext: Die Bundeswehr sucht ein ziviles Unternehmen, das so zum aktiven Kriegsunterstützer wird. Das möchte die DHL gerne. Und sie hat eindeutig die besten Chancen, den Auftrag zu bekommen.
Denn bereits seit 2002 arbeitet die DHL mit der Bundeswehr zusammen. Sie transportiert national und international militärische Dokumente – auch Feldpost – sowie militärische Ausrüstung bis 50 kg. Auch im Irak war die DHL bereits aktiv. Der Konzern beschreibt seine Aufgabe immer gerne damit, einige Briefe für US-Soldaten transportiert zu haben. Tatsächlich werden neben der Feldpost auch andere Güter transportiert, die von der US-Armee und von unter Vertrag stehenden Unternehmen gebraucht werden. Hier sind ihre Fahrzeuge zwar nicht gelb, sondern unauffällig und unmarkiert wegen der schwierigen Sicherheitslage, das ändert aber nichts daran, dass das Unternehmen vom Krieg im Irak profitiert.
Zuletzt hat die Deutsche Post auch noch eine Werbekampagne für sich und die Bundeswehr gestartet – was die Chancen des Unternehmens, den lukrativen Auftrag zu bekommen, sicher nicht verschlechtert hat: Die großformatigen Postplakate zeigen einen Afghanistan-Kämpfer des deutschen Expeditionskorps, der sich mit Hilfe der Feldpost seiner Heimat näher fühlen kann. Post von zu Hause – wie schön. Damit will die Deutsche Post nach eigenen Angaben "die Akzeptanz der Bundeswehr in der Öffentlichkeit" verbessern und „den Soldatenberuf in der Gesellschaft präsent machen.“
Antimilitaristische Kampagne - u.a. gegen DHL
Militaristische Normalisierung und Kriegsgewinnlerei, Gewöhnung an Soldaten und zivile Unterstützung für den Krieg: Das alles stört einige, wenn nicht sogar viele (vgl. die Kampagnen-Homepage der Interventionistischen Linken oder die diversen Aktionen, über die bei http://dhl.blogsport.de berichtet wird). Kriegsgewinnlerei kommt bei denen, die nicht gerade als Aktieneigentümer profitieren, in der Regel schlecht an. In diesem und in jedem anderen Kriegseinsatz, an dem die Bundeswehr sich beteiligt oder beteiligen wird. Die zivil-militärische Zusammenarbeit wird immer enger, die Militarisierung des Alltags schreitet voran – deshalb gibt es diese die Idee einer antimilitaristischen Kampagne. In diesem Land wurde lange diskutiert, ob sich die Bundeswehr gerade im Krieg befindet oder in was auch immer. Langsam scheint dieser Gedanke in der Gesellschaft angekommen, auch wenn PolitikerInnen den Krieg in Afghanistan – im Gegenteil zu Militärs – als „humantitäre Intervention“ verkaufen wollen. Ein Großteil der Gesellschaft ist gegen den Kriegseinsatz in Afghanistan und war entschieden gegen den Krieg im Irak. Jetzt will die Post vom Krieg profitieren. Diese Kampagne bringt zum Ausdruck: "Wir wollen das nicht!" Deshalb informiert sie durch aktive Intervention in den Alltag und will erreichen, dass ein breiter Widerstand in der Gesellschaft diese Pläne unmöglich macht und sich die DHL von diesem Auftrag, von Kriegsdienstleistung und Kriegsgewinnlerei zurückzieht.
http://dhl.blogsport.de