Aktionen bei Schlecker

Berlin 8. März 2010

Folgende Erklärung findet sich auf indymedia linksunten:

"8. März Internationaler Frauenkampftag
Wir haben uns heute Nacht 7./8.3. 2010 in Berlin auf den Weg gemacht, um uns an den Protesten gegen Schlecker und ihre gierige Ausbeutungspolitik zu beteiligen. An einigen Schleckern haben wir unsere Spuren der Wut gegenüber den kapitalistischen und patriarchalen Verhältnissen in Form von zerschlagenene Scheiben, verklebten Schlössern, Grafittisprüchen, Farbeiern und Steinen hinterlassen.

Am 8. März 1908 traten die Arbeiterinnen der Textilfabrik Cotton in New York in den Streik, um für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen zu kämpfen. Die Fabrikbesitzer schlossen die streikenden Frauen ein. Aus ungeklärten Gründen brach ein Brand aus und zerstörte die Fabrik, 129 Arbeiterinnen starben in den Flammen. Diesem Vorfall folgte eine Welle von Streiks und Protesten. 1910 wurde, auf Initiative von Clara Zetkin, die alljährliche Durchführung eines internationalen Frauenkampftages beschlossen.

1911 gingen zum ersten Mal Millionen von Frauen international auf die Strasse. Viele der Forderungen, der Frauenbewegungen des 20.Jahrhunderts, haben heute nichts an ihrer Aktualität verloren. Trotz hundertjährigem Frauenkampf gibt es also noch vieles zu erkämpfen!

•    Für gleichen Lohn bei gleicher Arbeit, für bessere Arbeitsbedingungen
•    Gegen Gewalt an Frauen
•    Gegen geschlechtsspezifische Rollenverteilungen
•    Für eine gesellschaftlich aufgeteilte Haus- und Erziehungsarbeit und Reproduktionsarbeit
•    Für mehr, kostenlose und bessere Kinderbetreuung
•    Gegen den Schönheitswahn
•    Für ein Recht auf Selbstbestimmung über den eigenen Körper

Wir solidarisieren uns anlässlich des internationalen FrauenKampftages mit den Arbeits- und Befreiungskämpfen der Mädchen, Frauen und Transgender weltweit und heute insbesondere mit denen von Schlecker.

Denn der Arbeitsalltag bei Schlecker, insbesondere für Frauen, sieht folgendermassen aus:

    * Druck jederzeit  verfügbar für Mehrarbeit  zu sein
    * Überwachung der Mitarbeiter_innen durch Kameras und Detektive, Hausbesuche bei Krankeit und Testkäufe.

Zahlreiche Beschäftigte wurden im vergangenen Jahr entweder versetzt, entlassen oder genötigt sich als Leiharbeiter_innen bei der Schleckereigenen Zeitarbeitsfirma "Meniar" zu Niedriglöhnen von 6,50 bis 7,00 Euro anstatt 12 Euro"neu" einstellen zu lassen. Insgesamt haben auf diese Weise über 4000 Frauen (alte und neue Beschäftigte) ungleich schlechtere Arbeitsverträge erhalten, als sie bislang bei Schlecker üblich waren.

Die Drogeriekette hatte im Januar 2010 nach massiver Kritik von Politik, Arbeitnehmervertreter_innen und Zeitarbeitsverbänden erklärt ab sofort keine neuen Verträge mehr mit der Zeitarbeitsfirma Meniar abzuschließen. Neueinstellungen bei Schlecker-XL-Märkten laufen jetzt über die "Schlecker XL GmbH": In diesen sind die Stundenlöhne etwas höher, aber wie bei den "Meniar"-Verträgen gibt es weder Weihnachts- noch Urlaubsgeld, nur noch gesetzlichen Urlaub von 24 statt 28 Tagen und eine verlängerte Arbeitszeit von 40 statt 37,5 Stunden.

Schlecker versucht seine Mitarbeiter_innen daran zu hindern Betriebsräte zu wählen, welche die Interessen der Arbeitnehmer_innen vertreten. So gibt es laut Verdi bei deutschlandweit 10.000 Filialen nur rund 100 Betriebsräte.

Die Proteste gegen Schlecker, Hungerlöhne und sozialen Abstieg sind in vollem gange. Es finden Kundgebungen, Demonstrationen, so genannte „Flashmobs“ (Waren werden bei solchen Aktionen von den Kunden überfallartig und wahllos abgeräumt und dann stehengelassen - damit ist der Betrieb vorübergehend stillgelegt) und direkte Aktionen (Brandanschläge, Scheiben werden eingeschlagen und mit Graffiti und Farbe markiert, oder ab und zu wird einem Schlecker der Strom abgeklemmt). Es gibt noch viele andere Möglichkeiten den Schleckeralltag, den Kapitalismus zu sabotieren.

Schlecker ist nur ein Beispiel von vielen weltweit. Millionen von Frauen auf allen Kontinenten erleben am eigenen Leib Armut, Erwerbslosigkeit, Arbeit mit minimalen Löhnen und Schutzrechten. Sie leiden unter Kriegen oder werden massenhaft in die Migration getrieben. Die Mehrheit der Frauen ist von der doppelten Ausbeutung und Unterdrückung durch den Kapitalismus betroffen: weil sie Teil der arbeitenden Klassen sind und weil sie gleichzeitig allein schon wegen ihres Geschlechts diskriminiert werden! Kapitalismus und Globalisierung fördern abartige Formen der Gewalt gegen Frauen und Mädchen.

Jeder einzelne Kampf ist wichtig!

Lasst uns unsere Zukunft in die eigenen Hände nehmen, aktiv werden und uns organisieren - für eine solidarische und gerechte Gesellschaft ohne Unterdrückung durch patriarchale Verhältnisse, Geschlechterkonstrukte, Hierarchien, Bosse und Ausbeutung im Neo-Kapitalismus!"


Quelle: indymedia linksunten